Besuch der Gedenkstätte Buchenwald

Am 04.03.2020 trafen sich alle Schüler der Q11 um 7.45 Uhr zur Abfahrt nach Weimar. Wir steuerten aber nicht direkt die Goethe- und Schillerstadt an, sondern machten für unseren ersten Programmpunkt um ca. 11.30 Uhr Halt in der Gedenkstätte des KZ Buchenwald.

Vor Beginn der Führung wurde allen Schülern eine Dokumentation über das KZ gezeigt. Nachdem der Film vorbei war, wurden alle Schüler in Gruppen aufgeteilt, die wiederum je einem Guide zugeteilt wurden.

Zu Beginn der Führung wurde uns erstmal der ganze Tagesablauf, die Entwicklung des KZs und sein Grundriss erklärt und vorgeführt. Fragen wie ,,Warum wollten Jugendliche damals unbedingt zu SS-Soldaten werden?“ führten gezielt zum Thema hin und weckten Interesse bei den Schülern.

Noch vor Betreten des ehemaligen Lagers konnten wir die ehemaligen Häuser der SS-Funktionäre, die in unmittelbarer Nähe zum Grauen mit ihren Familien lebten, die Kasernen der einfachen SS-Soldaten und die Administratur sehen.

Bevor wir in das eigentliche damalige Lager eintraten, erzählte uns unser Guide, dass die Situation bereits bei Ankunft der Inhaftieren sehr schlimm war. Zum Beispiel waren Schäferhunde so trainiert, dass sie es auf Häftlinge abgesehen hatten und sie attackierten. Außerdem berichtete er uns davon, dass die Häftlinge auf dem Weg vom Bahnhof zum Lager heftig von im Spalier stehenden SS-Soldaten geschlagen und verhöhnt wurden.

Die Gefangenen wurden daraufhin mit einem farbigen Dreieck kenngezeichnet. Dies diente zur Gruppierung und Kenntlichmachung, also ob es sich bei dem Inhaftierten um einen Juden, einen politischen Gefangen einen Homosexuellen, einen Sinti oder Roma usw. handelte. Das hatte nicht nur Einfluss auf die Behandlung durch die SS, sondern führte auch zu einer Hierarchie innerhalb des Lagers bei den Gefangenen, weswegen es manchen noch schlechter ging als anderen.

Unser nächster Anhaltspunkt war vor dem Lagertor, welches 1938 gebaut wurde und mit dem zynischen Spruch „Jedem das Seine“ versehen ist. Diese Inschrift sollte die Häftlinge tagtäglich daran erinnern, dass sie – nach Sicht der Nationalsozialisten – ja nur das bekämen, was sie verdienten.

Hier informierte uns unser Guide auch über die Befreiung Buchenwalds am 11.April 1945 durch die Amerikaner. So klärte er uns auf, dass die Turmuhr über dem Lagertor genau um 15.15 Uhr angehalten worden ist, denn dies war der Zeitpunkt der Befreiung.

Links neben dem Lagertor befanden sich die Foltergefängnisse, wobei dessen Besichtigung uns nach der Führung eigenständig zugestanden wurde. Unser Guide untermalte die grauenhafte Kulisse jedoch mit vielen Geschichten und Hintergrund über ehemalige Gefangene und ihr schlimmes Schicksal.

Nachdem sich alle Schüler kurz danach im damaligen Lager versammelten, fiel auf, dass keine Häftlingsunterkünfte zu sehen waren. Der Tourführer meinte, dass diese abgebaut wurden und nur zwei Originale erhalten blieben. Unser Guide berichtete uns anschaulich die Situation in den Baracken, die erniedrigende Prozedur der Desinfektion und das stundenlange Stehen auf dem Appellplatz. Das unbequem kalte und regnerische Wetter am Tag unseres Besuchs untermalte die grausame Schilderung der Verhältnisse und keiner der Anwesenden konnte sich die Qual und den Schmerz der Inhaftierten vorstellen, die auch bei solchen und noch viel unwirtlicherem Wetter in dünner Kleidung und nur mit Holzschuhen an den Füßen Tag und Nacht unter diesen Umständen ausharren mussten, froren wir doch schon in unserer dicken Winterkleidung nach kurzer Zeit.

Direkt vor dem Lagerzaun befand sich eine sogenannte ,,Neutrale Zone“. Würden die Häftlinge diese betreten, wurden sie sofort und ohne Ermahnung erschossen. Wir standen nun vor dem Krematorium, das Tag und Nacht lief, in dem die Häftlinge verbrannt wurden und deren Asche später in Urnen gefüllt wurde. In einem Raum am Krematorium befand sich auch der Nachbau einer Genickschussanlage, die – und das ist besonders perfide – getarnt als ärztliches Untersuchungszimmer, zur systematischen und effizienten Ermordung vieler Häftlinge konzipiert worden war.

Abschließend fand unser Guide, der in einem kleinen Ort nahe des ehemaligen KZs aufgewachsen ist und die Lagerzeit noch als kleiner Junge miterlebt hat, mahnende Worte in Bezug auf die in der letzten Zeit vermehrt einsetzende Verharmlosung der Nazi-Verbrechen und der Folge von Worten, die andere Menschen herabsetzen. Er erklärte uns, dass auch damals schon jeder Anwohner wusste, was es mit dem Lager auf sich hat, dass niemand freiwillig der SS beitreten musste und dass die Verbrechen dennoch stattgefunden hätten. Wir – die junge Generation – müssen also den Aufwieglern, Populisten und Mitläufern, die die Ereignisse der Geschichte als übertrieben abtun bzw. ähnliche Dinge propagieren, wie die Nationalsozialisten in den 1930er und 40er Jahren, widersprechen und uns entschieden gegen den Hass stellen, damit ein solches Lager wie Buchenwald mahnende Erinnerung bleibt und nicht die neue Zukunft wird!

Dimitra Plakias, Q11