Der Erlkönig – mal anders…

Drei Schülerinnen der Klasse 6c haben ein neues Ende für die Ballade „Der Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe verfasst – einem DER Klassiker der deutschsprachigen Literatur! Lasst euch überraschen!

Der Erlkönig

von Johann Wolfgang Goethe

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

Es ist der Vater mit seinem Kind;

Er hat den Knaben wohl in dem Arm,

Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?

Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?

Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?-

Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.-

»Du liebes Kind, komm, geh mit mir!

Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;

Manch bunte Blumen sind an dem Strand,

Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,

Was Erlenkönig mir leise verspricht?-

Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;

In dürren Blättern säuselt der Wind-

»Willst, feiner Knabe, du mit mir gehen?

Meine Töchter sollen dich warten schön;

Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn

Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort

Erlkönigs Töchter am düstern Ort?-

Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:

Es scheinen die alten Weiden so grau.-

»Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;

Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.«

Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!

Erlkönig hat mir ein Leids getan!-

Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind,

Er hält in den Armen das ächzende Kind,

Erreicht den Hof mit Mühe und Not;

In seinen Armen das Kind war tot.

Ende der Geschichte:

Der Vater wollte es nicht glauben. Nein, nicht sein Sohn! Er drückte das Kind fest an sich, schloss zuerst die Augen, öffnete sie anschließend wieder und sah es an. Jetzt hielt er den leblosen und zierlichen Körper seines Sohnes in den Händen. Nichts rührte sich mehr um sie herum. Er spürte nicht einmal mehr den kalten Wind. Nichts konnte im Augenblick wichtiger sein als sein Sohn. Diesen, wenn auch letzten Moment konnte ihnen niemand nehmen! Plötzlich leuchteten Lichter hinter den Fenstern auf. Der Arzt war ebenfalls vom Hof gekommen, um nachzusehen, was passiert war bis er es selbst verstand. Seine Schritte wurden langsamer und als er endlich bei dem, noch immer reglosen Vater, ankam, legte er die Hand sacht auf die Schulter des Vaters.

Es waren einige Tage vergangen. Verwandte, Freunde, Bekannte waren benachrichtigt worden. Das Kind war auf mögliche Krankheiten untersucht worden, aber niemand war sich wirklich einig gewesen, was die Ursache des Todes hätte seien können. Jedenfalls hatte man bisher keine Diagnose aufgestellt. Nun saßen sie alle in der kleinen Kirche neben dem Hof des Arztes und erinnerten sich alle an den kleinen Jungen. Schließlich hätte er noch so viele Jahre, Erfahrungen, und Erlebnisse vor sich gehabt, aber jetzt war es vorbei. Trotzdem war der Vater froh, sich auf diese Weise von seinem Kind verabschieden zu können – letzte tröstende Worte, bevor es wirklich von ihnen ging! Schließlich wurde der Sohn beerdigt und seine Mutter legte weinend ihren Kopf auf die Schulter ihres Mannes. Sie standen ganz lange da. Selbst nach dem alle anderen gegangen waren. Stunden vergingen und sie standen immer noch dort . Es war inzwischen dunkel, kalt. Sie würden sicherlich noch weitere Stunden, wenn nicht sogar Tage dort verbringen, wäre da nicht die Sorge um den anderen, dass er hier draußen krank wurde.

Ein paar Wochen später traf die Familie ein weiteres Unglück. Die Mutter des verstorbenen Kindes wurde schwer krank. Ob es von den Schmerzen, die sie fühlen musste, weil sie ihr Kind verloren hatte, kam oder  sie sich bei ihrem Kind angesteckt hatte, das konnte keiner beurteilen. Sie brauchte eine spezielle Medizin, um ihre Symptome zu lindern. Diese besaß aber nur der Arzt, der am anderen Ende des Waldes lebte. Wieder einmal ritt der Vater mit seinem Pferd durch den Wald, holte die Medizin und machte sich auf den Heimweg. Der Weg durch den Wald erschien ihm länger als zuvor. Er blieb für einen Moment stehen und sah sich um. Unschöne Erinnerungen kamen in ihm hoch: ,, Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?, Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort, Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?, Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan!“ Er versuchte es zu verdrängen und an etwas Positives zu denken. Aber woran denn? Es gab nichts. Sein Kind war tot und seine Frau war schwer krank. Es war TOT! Nein, er konnte es immer noch nicht fassen. Manchmal glaubte der stets fürsorgliche Vater, das goldige Lachen seines Sohnes zu hören, jedoch wusste er, dass es vergebens war, sich das einzubilden und trotzdem heiterte es ihn etwas auf. Er ritt weiter, während die Gedanken immer noch in seinem Kopf kreisten. Er merkte, wie sein Körper von Sekunde zu Sekunde schwerer wurde und er nur noch auf den Rücken seines alten, schwachen Pferdes schauen konnte. Doch ein seltsames Geräusch ließ ihn aufschrecken. Der Vater konnte nicht genau deuten woher es kam, aber es war da. Zunächst verstand er nur ein Murmeln und so stieg er von seinem Pferd hinab. Das Murmeln wurde immer deutlicher und er vernahm bereits einige Worte. Er schaute sich um und forderte: ,, Möge sich der Fremde zeigen!“ Die Stimme kam näher und wurde zunehmend lauter. Sie war fremd, eigenartig, hinterhältig. Der Vater ahnte etwas, konnte jedoch noch nicht feststellen was. Und da sah er es – der Erlkönig! ,, Das ist absurd!“ , dachte er. Er wusste nicht einmal, wie der Erlkönig aussah, doch er zweifelte keinen Moment daran, dass er es war, denn sein Herz verriet es ihm. ,,Mein Herr, komm mit mir, komm mit mir! Ein schönes Leben beschere ich dir!“ , sprach der Erlkönig mit merkwürdig sanfter Stimme. ,, Ein Leben ohne Trauer und Leid, ein Leben voller Freude und Freiheit!“ ,, Du Schwindler, du Schwindler mein Sohn hat dir geglaubt und du, du hast ihn seines Lebens beraubt!‘‘ , schrie der Vater aufgebracht. Der Erlkönig aber, machte weiter: ,, Mein Herr, habe Vertrauen in mich, zu deinem Sohnemann führe ich dich! Dein Sohn ist bei mir in guten Händen, umhüllt in meiner Mutter gülden Gewändern! Du kannst das Glück mit ihm teilen, alle deine Schmerzen würden verheilen. Deine Frau kann sich auch zu uns gesellen! Du kannst dich mir nicht entgegen stellen!‘‘ Die schlagartige Veränderung der Stimme des Erlkönigs, machte dem Vater klar, dass er keinen Ausweg hatte. Was sollte er tun? Er wich zurück und stolperte über einen Ast. Er lag hilflos am Boden da. Nein, so durfte es nicht kommen. Seine Angst war groß, seine Wut umso stärker. Der Vater stemmte sich auf und brüllte: ,, Niemals, niemals gehe ich mit dir fort. Lieber sterbe ich an diesem Ort!“ ,, Wenn du nicht mitkommst, muss ich dich zwingen, aber dir zuvor deinen letzten Wunsch zu erfüllen, das sollte mir gelingen!“ , rief der Erlkönig lachend aus und kam dem Vater erstaunlich nahe. Er packte ihn am Hals und würgte ihn. Der Vater versuchte mit all seiner Kraft,  ein letztes Mal an die schönste Zeit mit seinem Sohn zu denken. Es funktionierte nicht! Stattdessen durchlebte er noch einmal wie sein Kind litt – wie es schrie, halluzinierte und schließlich starb. Dem Vater war die Hand des Erlkönigs egal, das Leid seines Sohnes hingegen nicht. Jedes Glücksgefühl schien erloschen. Einige Zeit konnte er stehen bleiben und sich wehren. Letztendlich hielt er der Qual nicht mehr stand, erstickte an seinen Erinnerungen und brach im Wald zusammen.