Projekt Demokratie und Toleranz am Gymnasium Stein, Teil I – Zeitzeugengespräch mit Charlotte Knobloch

Am 26. Januar 2023 hatte die gesamte neunte Jahrgangsstufe unserer Schule die Gelegenheit, einen Auftritt der Holocaust-Überlebenden Charlotte Knobloch per Zoom zu erleben. Die 90-Jährige trat durch das Angebot der Friedrich-Ebert-Stiftung in München vor zwei dort ansässigen Schulklassen auf. Das Zeitzeugengespräch wurde für mehrere hundert Schüler live übertragen. Nachdem sie auf die Bühne getreten war, erfuhren wir einiges über ihre Lebensgeschichte:

Charlotte Knobloch wurde am 29. Oktober 1932 in München geboren und lebte zuerst bei ihrem Vater, der von ihrer Großmutter bei der Erziehung unterstützt wurde. Ihre ersten Lebensjahre waren relativ ereignislos, bis ihr Leben immer mehr von den Nationalsozialisten eingeschränkt wurde – und dies nur, weil sie eine Jüdin war.

„Als Kind versteht man nicht, was es heißt, anders zu sein“, erzählte sie.

Natürlich habe sie aber bemerkt, dass sie anders behandelt wurde. Charlotte Knobloch führte das Verbot auf einer Parkbank zu sitzen als Beispiel an. Auch ihr Vater wurde diskriminiert. So durfte er nicht mehr als Anwalt arbeiten, mit Ausnahme für jüdische Mitbürger. Ihre Großmutter – eine wichtige Bezugsperson für Frau Knobloch – hatte dennoch versucht, den Alltag so „schön wie möglich“ (Zitat Ch. Knobloch) zu gestalten und hat ihr von den diskriminierenden Handlungen so wenig wie möglich erzählt.

Schließlich stellte die Familie einen Antrag, um nach Amerika auswandern zu dürfen. Dieser wurde jedoch nur ihrem Vater und ihr genehmigt. Um die Großmutter nicht alleine in Deutschland zurückzulassen, ist die Familie im Dritten Reich geblieben.

1942 wurde Charlotte von einer ehemaligen Hausangestellten ihres Onkels vor der Deportation gerettet und auf den Bauernhof von deren Eltern gebracht, wo sie als uneheliches Kind ausgegeben wurde. Noch im selben Jahr wurde Charlottes Oma verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Charlotte selbst sagte später, dass sie bereits als kleines Kind schon geahnt hatte, dass sie ihre Großmutter nie wieder sehen würde, die nach zwei Jahren im Konzentrationslager verhungerte und starb. Frau Knobloch lebte bis zur Befreiung durch die Amerikaner im mittelfränkischen Dorf Arberg.

Nach dem Vortrag beantwortete Frau Knobloch noch einige Fragen, die im Voraus an das Institut geschickt worden waren. Wir alle waren davon beeindruckt, wie anschaulich und spannend Charlotte Knobloch ihre Lebensgeschichte erzählt hat und welche Botschaften sie übermitteln wollte. Besonders ein Zitat wird der ganzen Klasse in Erinnerung bleiben:

„Lass dir nicht sagen, wen du zu lieben und zu hassen hast.“ (Zitat Ch. Knobloch)

Felix Hempfling, Jakob Slavik (Klasse 9a)