Think European – Wie tickt eigentlich die Europäische Union ?

Praxisseminar unserer Q11 Wirtschaftskurse auf Kloster Banz vom 13.2. bis 15.2.2023

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die heutige EU, welche sich zum Ziel gesetzt hat, Frieden und Wohlstand für möglichst alle Teilnehmer zu schaffen. Trotz des hohen Stellenwertes in der Gesellschaft fällt es uns häufig schwer, die komplexen Strukturen der EU zu durchblicken.

EuroNet – ein Planspiel mit Tradition

Beim Praxisseminar EuroNet haben unsere Schüler seit vielen Jahren die Möglichkeit, Europa in einem Simulationsspiel kennenzulernen. Nach einer coronabedingten Pause starteten die beiden Q11 Wirtschaftskurse zusammen mit den betreuenden Lehrkräften Herrn OStR Bastian Lechner und Frau OStRin Stefanie Jansen am Montag, den 13.2. zu einem dreitägigen Seminar der Hanns-Seidel-Stiftung nach Kloster Banz, um sich mit europäischen Fragestellungen auseinanderzusetzen.

Soll Georgien den Status „Beitrittskandidat“ zur Europäischen Union erhalten ?

Georgien gilt als „Schnittstelle“ zwischen Europa und Asien. Auch ohne direkte Anbindung an das „Kerneuropa“ möchte das kleine Land am Schwarzen Meer langfristig Mitglied der EU werden.

Die Diskussion dieser zentralen Fragestellung stand im Zentrum der EuroNet-Simulation. Dazu schlüpften die Schülerinnen und Schüler in die Rollen der einzelnen Organe der EU und lernten so deren Zuständigkeiten und Kompetenzen kennen: In der Rolle der Europäischen Kommission wurde beispielsweise das fiktive Beitrittsgesuch Georgiens diskutiert und dabei von den Seminarleitern Herrn Diplom-Pädagoge Prof. Dr. Peter Fuss und Herrn Dipl. -Kaufmann und Jurist Steffen Mähliss, begleitet. Die Schüler/innen wurden per Zufallsprinzip in weitere Rollen eingeteilt. Sie arbeiteten nun als Vertreter der drei großen europäischen Fraktionen (EVP, S&D, European Greens), als Vertreter ausgewählter Mitgliedsstaaten (Bulgarien, Polen, Frankreich, Deutschland und Österreich), als Vertreter des EU-Rates sowie als Delegierte aus Georgien selbst. Auch das Amt des HBAS (Hoher Beauftragter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik) wurde besetzt. Nach der Rollenverteilung wurden innerhalb der Gruppen Vorträge und Flipcharts zur eigenen Funktion innerhalb der EU bzw. allgemeine Informationen zum eigenen Land erarbeitet, um eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen. Als Einleitung in die zweite Phase des Seminars-die eigentliche Verhandlungsphase- verkündeten die Vertreter Georgiens ihr Beitrittsgesuch. Daraufhin diskutierten die einzelnen Gruppen und bildeten sich eine Meinung, welche sie in Form eines Statements öffentlich machten. Die Seminarleiter simulierten dazu Interviewsituationen, in welchen unsere Schüler mit zum Teil herausfordernden Interviewsituationen und „spitzen“ Fragestellungen der fiktiven Journalisten Fuss/Mähliss Frage und Antwort stehen mussten.

Differenzierte Ansichten

Die Statements und Argumente unterschieden sich erwartungsgemäß bei einzelnen Gruppen, große Übereinstimmung gab es aber vor allem bei Überlegungen, wie man mit Russland umgehen solle, gerade vor dem Hintergrund des Angriffs Russlands auf die Ukraine und der Kriegssituation in einem direkten Nachbarland der EU. Sowohl EU-Rat als auch EU-Parlament kamen dabei zu dem Entschluss, Georgiens Antrag auf Erteilung des Beitrittsstatus aufgrund der momentanen sicherheitspolitischen Gefahrenlage vorerst abzulehnen. Gleichzeitig wolle man das Land am Schwarzen Meer, welches keine geographische Anknüpfung an andere europäische Mitgliedsstatten hat, mit (Handels-)Verträgen stärker an die EU binden.

Stärkung von Fach- Sozial- und Methodenkompetenz

Eine Stärke des Seminars liegt sicher in der Verknüpfung von vielschichtigen fachlichen Informationen verbunden mit methodischen Tipps zur Präsentation von Arbeitsergebnissen oder der Simulation von Interviewsituationen. Auch der sogenannte „Statement-Burger“ brachte den Schülern eine neue Sichtweise nah, wie man seine Argumente möglichst hieb- und stichfest vertreten kann. Die Diskussionen in den einzelnen Gremien haben unsere Seminarteilnehmer ruhig, fair und als Team souverän gemeistert und dazu zu Recht! ein großes Lob der Seminarleiter erhalten.

Auch wenn sich der beeindruckende Bau von Kloster Banz und die umliegende Landschaft in tristen Nebel gehüllt haben, so haben wir wieder einmal das stilvolle Ambiente der Seminar- und Speiseräume geschätzt. Einziger Wermutstropfen unseres Aufenthalts waren die sehr kühlen Räume, was wohl auf etwas übertriebene Energie-Sparmaßnahmen zurückzuführen war. Ansonsten wurden wir wieder gut verpflegt (Frühstück, Mittag- und Abendessen). Auch die Bahnfahrt hat gut geklappt, so dass wir am Mittwoch um 14.30 Uhr mit vielen guten Eindrücken wieder in den Nürnberger Hauptbahnhof eingefahren sind.

Stefanie Jansen