Theaterklasse

Theaterklasse am Gymnasium Stein

Auszug aus dem aktuellen Lehrplan:

Punkt 1.1: Profil und Anspruch des bayerischen Gymnasiums

(4) Die ästhetische Bildung, die das Gymnasium vermittelt, ermöglicht es den Heranwachsenden, durch differenziertes Wahrnehmen, Erleben und Gestalten Zugänge zu künstlerischen Leistungen zu entwickeln, die das Leben und die eigene Persönlichkeit bereichern. Sie hilft den jungen Menschen auch, sich der Bedeutung von Stil und Form für die persönliche Lebensgestaltung bewusstzuwerden.


Theater ist das dritte künstlerische Schulfach neben Musik und Kunst


 

Was kann Theaterunterricht in einer Theaterklasse leisten?

1          Theater als Spiel

Friedrich Schiller: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Das (Theater-) Spiel ist ein wesensmäßiger Teil des menschlichen Daseins. Das Theater ist hierfür einen konsequenzlosen Probenraum für die Realität, indem das Theater eine symbolische Darstellung der Welt bietet.

2          Theater fördert die Sozialkompetenz

Das beginnt bei der personellen Zusammensetzung der Klasse: Es handelt sich um eine altersmäßig homogene Gruppe von Angehörigen der gleichen Schule (soziale Komponente). Hinzu kommt das Arbeiten in der Gruppe an einem gemeinsamen Projekt.

Das Schultheater ist zudem als ästhetischer Erfahrungsprozess zu verstehen: Es geht um die Frage nach dem „Wie“ und nicht nach dem „Was“! „Warum“ handelt eine Spielfigur so und NICHT anders? Was macht sie? Durch das Nachvollziehen und Nachspielen werden Mitgefühl und Einfühlungsvermögen gefördert, indem das Subjekt im Mittelpunkt steht.

Friedrich Schiller bezeichnete das Theater als „moralische Anstalt“, durch die die Gesellschaft erzogen werden soll, indem der Mensch die im Schauspiel gesellschaftlich positiv bewerteten Verhaltensweisen oder Fähigkeiten aneignen soll. Dies erfolgt vor allem durch die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Mobbing, Recht & Gerechtigkeit, …

 3          Theater fördert die Selbstfindung (Identität & Selbstreflexivität)

Der Schüler ist in der Theaterstunde dreifach präsent: als Privatperson, Schüler und Schauspieler. Weiter basiert das Theater-Spiel auf der Grundsituation des „Als-ob“, das heißt, dass man eine Situation nachstellt, ohne dass sie einem real passiert.

Dadurch ist der Schauspieler während der Aufführung „nicht er selbst“ und „nicht nicht er selbst“, wobei immer zwischen der Rolle und dem Rollenträger zu unterscheiden ist, also zwischen der Person und der Figur, die sie gerade spielt!

Dabei ist allerdings das Herangehen an die Rolle immer subjektiv („Was hat die Rolle mit mir zu tun?“) und zugleich objektiv (Es handelt sich um eine Figur aus einer Geschichte)

Auf diese Weise erlernt der Schüler die Differenz von eigener und fremder Körperlichkeit, er erlebt eine andere Wirklichkeit, ohne die eigene zu vergessen und er lernt seine eigenen Grenzen kennen UND überschreiten.

4          Theater fördert die ästhetische Bildung

Gefühle finden nicht wirklich auf der Bühne statt, es müssen Zeichen dafür gefunden werden, wobei diese Zeichen im Moment des Spiels von Spieler und Zuschauer als (mögliche) Wirklichkeit empfunden werden.

  1. Es gibt kulturelle der Kommunikation, die man erlernt und verwendet (Sozialkompetenz), z.B. Daumen nach oben.
  2. Der Schüler erlebt im Prozess der Rollenarbeit die ästhetische Erfahrung, indem er die Realität in eindeutige, verständliche Zeichen übersetzt.

Damit verbunden sind sowohl die Produktionsästhetik, also die inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen in den Proben und der Arbeit an einem Stück (moralische Anstalt!), als auch die Werkästhetik, das Finden der passenden Umsetzung eines Werkes, und die Rezeptionsästhetik, das Erkennen neuer Seiten an Schülern, Schule, …, Annäherung an Fremdes

 5          Theater schafft Grundlagen für andere Fächer

  • Die Erziehung zur (theatralen) Kunst fördert die Vermittlung von Theatertheorie, -formen, Dramaturgie, … und damit einen besseren Zugang zum Werk und ein besseres Verständnis des Werkes.
  • Theater ist die Weitergabe von Kulturgut (Drama, Theorie, Interpretation, Ästhetik, Literatur, …).
  • Hinzu kommen Kompetenzen wie freies Sprechen vor einem Publikum(Referate!), das Arbeiten in einer Gruppe oder auch das Recherchieren zu einem Thema.

FAZIT:

Theater fördert die

  • Vermittlung von „Schlüsselqualifikationen“
  • Aufarbeitung gesellschaftlicher Probleme (präventiver Charakter des Theaters)
  • Selbst- und Sozialkompetenzen

WICHTIG ist die ganzheitliche Förderung des Schülers und damit der Prozess und nicht das Produkt!

Weitere Informationen zum Theater am Gymnasium finden Sie auf der Seite des Staatsinstitutes für Schulqualität und Bildungsforschung und beim Verband „Theater am Gymnasium in Bayern“.